amiga-news.de
AmigaUniverse: Fleecys August Kolumne in Deutsch - 10.08.1999


Original: Amiga Universe: Fleecy´s Column

Übersetzer: Martin Baute

Die Fleecy Moss Kolumne

In den letzten Wochen habe ich eine Sumpf von eMails erhalten; manche sagten
'Fleecy, Du bist ein böser und verdreht verbitterter Ex-Angestellter, der nur
will, daß Amiga versagt', andere sagten 'Fleecy, Du bist richtig, AInc ist
böse und verdreht', und eine ungewöhnlich große Zahl an 'Hey, komm und
betrachte mich und meine Schwester in ungewöhnlichen Nacktposen mit Früchten'.

Wenn ich die Fruchtmails ignoriere, scheint die Amiga-Gemeinschaft so
aufgeregt zu sein wie ein Jugend-Fußballteam auf einer Supermodel-Convention.
Natürlich ist das kaum verwunderlich. Es ist einige Jahre her, seit Commodore
pleite ging; wir mußten zusehen, wie wir in vielen Bereichen von unseren
Nemesis-Plattformen überholt wurden; und wir haben immer noch keine neuen
Maschinen. Wirf das in einen Topf mit den neuesten Ankündigungen von AInc über
Strategien, Technologie-Papieren und Richtungen, und wir haben alle Zutaten
für die Mutter aller Hexengebräue.

Bevor ich meinen Analystenhut aufsetze, gibt es ein Thema, daß ich ein für
alle Mal zur Ruhe betten möchte. Tatsächlich ist das unmöglich, da die
Amiga-Gemeinschaft nicht an Ruhe glaubt, nur an lange Nickerchen, aber ich
werde trotzdem mein Bestes versuchen.

Ja, ich war ein Angestellter von Amiga Inc. Es war mein Traumjob, und ich war
sehr glücklich, wie beinahe jeder Mensch mit Boing im Blut gewesen wäre: In
der Lage zu sein, der Gemeinschaft im Zentrum des Amiga-Universums zu dienen.
Im Laufe des Jahres, das ich daran Teil hatte, machten große Erwartungen Platz
für große Frustrationen, für alle von uns, als klar wurde, daß Gateway
Schwierigkeiten hatte, mit dem kleinen aber sehr lautstarken Fisch umzugehen,
den man sich in den Teich gesetzt hatte. Wie so viele Male zuvor konnten Bill,
Allan und ich das Potential erkennen, aber andere nicht. Unglücklicherweise
waren die, die es nicht konnten, jene, die die Macht über unser Schicksal
hatten.

Dabei spreche ich nicht über Jeff Schindler. Viel wurde über den "Haß" gesagt,
den ich für Jeff empfinden soll, und daß dieser meine Entscheidungen in vielen
Bereichen beeinflußt hätte. Ich kann dem nur entgegnen, daß ich ein größerer
Mensch bin als das, und daß ich nicht dahin gekommen wäre, wo ich heute bin,
wenn ich solche persönlichen Gefühle meine professionelle und technische
Urteilskraft beeinflussen würden.

Ich möchte auch sagen, daß ich Jeff nicht hasse. Er ist ein netter Kerl, der
sich in einem heißen Stuhl wiederfand, den anscheinend niemand irgendwohin
gehen lassen wollte. Als Verantwortlicher war er natürlich das Ziel unserer
Frustrationen und Wut. Allan, Bill und ich schoben ihn voran, und Gateway
stellte eine massive Steinmauer in den Weg. Das Ergebnis war, daß er gegen
diese Mauer gequetscht wurde. Tatsächlich habe ich in der Zwischenzeit
entdeckt, daß er einen andauernden Kampf geführt hat, Amiga Inc gegen jene
Stimmen am Leben zu halten, die Amiga schließen wollten. Mein Fehler war, mich
mit einer dieser Stimmen anzulegen, woraufhin mein Vertrag nicht verlängert
wurde. Ja, ich war am Boden zerstört, und ich bin sicher (da ich ein Mensch
bin), daß ich in bestimmten Momenten in nicht sehr angenehmer Weise gegen Jeff
gewettert habe. Die Zeit heilt jedoch, und die Stärke des Traums, der der
Amiga ist, steigt wieder zum wichtigsten Grund, Teil der Gemeinschaft zu sein.
Ich sage nicht, daß Jeff keine falschen Entscheidungen getroffen hat, genauso
wie ich niemals sagen würde, daß ich keine falschen Entscheidungen getroffen
habe. Es war nur eine unglückliche Periode für alle Beteiligten, sowohl
innerhalb als auch außerhalb der erbärmlichen Büros, die sie uns in Sioux City
gegeben hatten.

Die Situation änderte sich, als Jim Collas von der Steinmauer, die Gateway
war, herunterblickte und etwas sah, daß so beladen mit Potential war, daß es
ein Verbrechen gewesen wäre, es einfach siechen und sterben zu lassen. Er hat
eine Menge aufgegeben, die Sicherheit, die Position, das Geld, das Gateway
bietet, weil er sehr fest daran glaubt. Er hat Abschied von der Sicherheit von
Gateway genommen, für das Potential des Amiga. Dafür gebührt ihm Applaus.

Der Amiga ist in einer sehr viel besseren Position als er war, als Ergebnis
seiner Aktionen.

Nun, da das ausgeräumt ist, kann ich zurückkehren zu der Diskussion Amiga Inc
ist toll / Mist. Hoffentlich wird das oben gesagte die Leute davon abhalten,
irgendetwas anderes zu sehen als die sinnvolle Argumentation und Analyse, die
ich präsentieren möchte. Wenn nicht, dann gibt es für Dich offensichtlich
keine Hoffnung mehr, und ich werde die Schwester/Frucht-eMails an Dich
forwarden, da Du offensichtlich sowieso anders bist.

DER KLASSISCHE AMIGA IST TOT.

Ach, komm schon, Fleecy!!! Du hast all das weiter oben gesagt. Wir haben
angefangen zu glauben, Du seist nicht der Floh der Katze des Teufels, und dann
sagst Du das. Schick mir einfach die Fruchtmails, und ich gehe.

Na gut, aber für jene mit einer Aufmerksamkeitsspanne, die länger ist als der
Berufungsprozeß eines Lynch-Mobs, laßt mich fortfahren.

DER KLASSISCHE AMIGA IST TOT.

Viele von uns wußten dies schon lange. Andere haben es vermutet, aber gehofft,
es wäre nicht wahr. Andere glauben immer noch, es sei nicht wahr. Eine andere
Gruppe sieht die NG-Maschinen als die natürliche Fortsetzung des Classic. Wir
haben alle unsere Gründe und Überzeugungen für unsere individuellen
Standpunkte, und diese werden sich wahrscheinlich nicht ändern. Zu
akzeptieren, daß der Classic Amiga tot ist, erlaubt mir allerdings, einiges
abzuschließen, und die Zukunft sehr viel deutlicher zu sehen.

Von jenen ausgehend, mit denen ich gesprochen habe, und von den Mails, die ich
gelesen habe, ist die Position des Classic sehr wichtig. Immerhin hat er uns
zusammengebracht, wir haben damit gearbeitet, und er hat uns jetzt viele Jahre
begleitet. Wie nun einmal der Gang dieser Dinge ist, erschien er größer als er
war, nahm beinahe eine eigene Existenz an, und als Resultat sehen wir ihn
inzwischen als zentral für unsere Identität als Gemeinschaft an.

Der Classic war eine Revolution. Daran besteht kein Zweifel. Zu seiner Zeit
und an seinem Ort platzte er aus dem Nichts in die Szenerie, und hat wirklich
eine Fackel in den dunklen Himmel geschickt, eine Fackel, der viele von uns
nachgegangen sind, und seither folgen. Allerdings ist es dieses "seither", das
die Revolution verrät. In ihrer grundlegenden Natur müssen Revolutionen sich
ständig selbst neu einführen, oder sie werden alt und abgestanden. Die
Entities werden schlußendlich unwichtig, und die Gläubigen dieser Entitäten
trennen sich von den Entitäten; das Lebensblut der Revolution, die Prinzipien,
die essenziellen Elemente, der "Geist" der Revolution.

Dieser Tage wird viel über den "Geist" des Amiga gesprochen. Darin liegt immer
eine Gefahr, denn Worte und Prinzipien werden zu Fahnen, besessen von denen
mit Hintergedanken, geschwenkt von jenen in Angst und Ignoranz, gefolgt von
jenen, die nicht in der Lage oder bereit sind, ihre eigenen Gedanken zu
kennen. Von diesen Leuten kommen die aggressiven Tiraden, Obszönitäten,
Morddrohungen, das IRC-Chaos der WoA. Dumme, dumme Dinge.

Jeder von uns wurde vom Amiga angezogen, weil er bestimmte Funktionen bot;
weil er spezielle Prinzipien verkörperte, und weil er uns zu existieren
erlaubte, wie wir existieren wollten. Am Ende ist es das, was wichtig war, was
immer noch wichtig ist; und das ist, wie zukünftige Pläne, Produkte und
Angebote diskutiert werden müssen. Nur auf diesem Weg ehren wir wirklich das
Erbe, das Andenken des Classic Amiga.

Viele werden Amiga Inc. folgen, weil Sie immer den Besitzer mit der
Technologie gleichsetzen. Andere werden dem "Geist" des Amiga folgen, wohin
auch immer sie dieser führt, aber verlieren dabei den Kontakt mit dem Namen
"Amiga". In allem, was ich sehe, von den Ra Ra Rick-Typen bis zum Kult des
Amigadoom, gibt es Zeichen einer zerbrechenden Gemeinde, vielleicht für immer.
Mehr als alles andere zeigt mir dies, daß der klassische Amiga endgültig tot
ist.

An der Wurzel dieses Bruchs ist die wachsende Erkenntnis, daß das Ende
wirklich gekommen ist. Viele sind einfach zu Tode erschöpft, eine anscheinend
verlorene Schlacht zu kämpfen. Krank, für überteuerte Produkte zu bezahlen.
Krank, ihr eigenes Geld in Produktentwicklung für ärmliche Verkaufszahlen zu
investieren. Krank, weit vom Mainstream abgedrängt zu werden, langsam aber
sicher zurückfallend. Wir haben in den letzten Jahren mit der Hoffnung gelebt,
aber Hoffnung ist nicht mehr genug. Der Classic Amiga lebte zu einer Zeit, die
jetzt Vergangenheit ist. Zeit, weiterzugehen, die Gegenwart zu akzeptieren und
das Beste daraus zu machen.

Meine Überzeugung war es immer, daß die existierende Amiga-Gemeinde gewachsen
und das geworden ist, was sie ist, eben aufgrund des Classic Amiga. Die
Gemeinschaft in solcher Aufregung, und einem möglichen Auseinanderbrechen zu
sehen, darin sehe ich ihr Ende, und in diesem Ende sehe ich das Ende des
Classic Amiga... und vielleicht ist es am Besten so. Wenn wir einen
Schlußstrich ziehen, sichern wir dem Classic Amiga seinen Status als Legende.
So viele Filme, die legendär hätten sein sollen, wurden durch miese
Neuverfilmung auf miese Neuverfilmun ruiniert, die gemacht wurden, um den
ererbten Erfolg des ersten Films zu ernten. Wir sollten uns alle
zusammenraufen, unsere Differenzen beiseite legen, und eine gewaltige Welle
für den Classic abhalten. Ihn gen Westen zu schicken, mit all der übrigen
Magie, in einer wahrhaft angemessenen Zeremonie. Für mich muß dies entweder
als Gemeinschaft geschehen, oder von jedem Einzelnen an den eigenen Keyboards.
Das ist wichtig, denn was immer die Zukunft bringt, es ist nicht die
Vergangenheit, und viele beanspruchen das Erbe, den Namen, und die Kraft der
Classic-Gemeinschaft. Die Zukunft sollte auf ihren eigenen zwei Füßen stehen
oder fallen, nicht auf den Schultern eines großen Vorgängers.

...und dann wachen wir am Tag danach auf.

Die Classic Amiga-Gemeinschaft gibt es nicht mehr, abgesehen von jenen, die
ihre Classic-Maschinen immer noch benutzen. Eine Entscheidung muß getroffen
werden? Für viele ist es eine einfache Wahl. Folgt dem Besitzer des Namen
Amiga. Für andere ist es das verfolgen des mystischen "Geistes" des Amiga.
Eine dritte Wahl ist, beim Classic Amiga zu bleiben, zuzusehen wie er sich
entwickelt, wie andere alte Plattformen, die überlebt haben.

Für mich ist die Wahl eine etwas andere. Ich folge nicht Namen, Fahnen,
Prominenten, Besitzern oder Ikonen. Mich treiben Prinzipien. Der Classic Amiga
verkörperte viele meiner Prinzipien, sprach viele meiner Bedürfnisse an. Wenn
ich Amiga Inc. folgen sollte, tue ich das nicht, weil sie eine Box mit dem
Namen Amiga bauen, sondern weil sie eine Box bauen, die weiterhin meine
Prinzipien verkörpert, meine Bedürfnisse anspricht; und ich bin sicher, Jim
Collas würde es nicht anders wollen.

Dadurch finden sich Besitzer eines Classic Amiga in einer einzigartigen, und
sehr fremdartigen Positionen. Wir scheinen 2 Seiten zu haben, die aus unseren
Herzen sprechen. Ich habe meine Meinungen, meine Informationen über die
Amiga/QNX-"Situation", aber ich werde diese nicht teilen. Auf diese Wellen
wurde schon genug Öl gegossen. Was auch immer geschieht, das Maß für jede
Entscheidung muß die Zukunft sein, Skalen wie Technologie, Markt, Erfolg,
Anpassung, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit. Wir kommen aus einer sehr
auszehrenden Periode, einem langen Krieg, den viele von uns fast religiös
geführt haben. Wir wollen uns nicht in zwei Jahren gegenseitig bekämpfen.
Weisheit muß uns jetzt führen, wenn wir überhaupt eine Zukunft haben wollen.

Amiga Inc. hat uns einen Techical Brief gezeigt, verbunden mit einigen
Visions-Statements, einigen groben Ideen, Hinweisen auf große Partner. Jim
Collas spricht davon, eine neue Revolution im Geiste des Amiga aufzubauen. Wie
ich oben gesagt habe, kann man daraus alles lesen, was man möchte. Revolution
und "Amiga" sind die universellen Variablen, die jede Person nach eigenen
Überzeugungen und Plänen mit Werten belegt. Wie es über dem Tempel des Orakels
von Delphi sagte, "Wisse selbst".

Wenn ich all dies betrachte, sehe ich einen Kein_PC (TM). Eine
Hardware-Definition von existierender und kommender Hardware und
Softwaretechnologien, die entweder den Großteil, alles, oder ein wenig mehr
als die PCs bringen wird, die in derselben Zeitspanne verfügbar sein werden.
Wenn es Erfolg hat, wird die Revolution in meinen Augen darin bestehen, eine
echte Konkurenz zu Wintel zu bilden, und vielleicht nicht so sehr zu Intel als
zu MS selbst. Was wir zuvor gehört haben ist, daß das Amiga Operating
Evironment hardwareunabhängig sein wird (was wiederum die Frage aufwirft,
warum man sich die Mühe gibt, eine Chip-Firma um einen Chip zu umwerben, den
jede andere Computerfirma auch benutzen können wird), also ist vielleicht auch
eine x86-Version in Zukunft möglich.

Wenn eine Plattform realisiert werden kann, die die gleiche Breite und Tiefe
von Anwendungen aufbringen kann wie die Wintel-Plattform, wäre das mit
Sicherheit eine Revolution. Geschickterweise hat Amiga Inc. seinen Hut in den
Ring mit dem einzigen OS geworfen, das im Moment irgendwelche Opposition zu
dieser Dominanz bietet, nämlich Linux. Eine Plattform zu bauen, die es Linux
erlaubt, simpel von den Massen benutzt zu werden, wäre tatsächlich eine
weitere Revolution (aber selbst hier gibt es Gefahren, nämlich das andere das
Gleiche versuchen, die anhaltenden Gerüchte daß ein freieres MS genausoviel
Mühe in die Unterstützung von Linux wie sein eigenes OS stecken könnte, und
die Frage des Open Source, und wie Amiga Inc. den Geist der Linux-Gemeinde
ehren wird).

In meinem Buch ist die Frage des technischen Vergleichs mit QNX ein "non
starter". Ich sehe den Marketing-Faktor, das Problem des Schwungs, das
Kontrollproblem, aber niemand wird mich überzeugen, daß Linux im technischen
Vergleich besser ist als QNX. Das soll nicht heißen, daß AInc Linux nicht bis
zu einem Punkt ändern oder verbessern kann, an dem es besser als QNX ist, aber
QNX wird in der Zwischenzeit nicht herumsitzen; und wenn sie es verändern,
werden diese Änderungen in den Linux-Teich zurückfließen, und wenn ja, heißt
das nicht, das andere diese Änderungen ebenfalls verwenden können? Die
Verbindung von Torvalds mit Transmeta legt einen wahrscheinlicheren Grund für
diesen Umstieg nahe, aber wenn dieser Umstieg gerade erst angekündigt wurde,
wie lange war Transmeta, wenn es wirklich Transmeta ist, die CPU der Wahl?
Wollen wir wirklich eine Plattform, die an einen einzigen Prozessor gebunden
ist, und dann auch noch einen VLIW-Prozessor? Und noch einmal, was ist mit
Hardwareunabhängigkeit?

AmigaObjects soll ein möglicher Kandidat für die neue Revolution sein. Was
wissen wir? Man wirbt Leute mit Java und CORBA-Erfahrung an. Wir hören
Hinweise auf Jini, "pervasive networking" und all die anderen Modewörter der
Revolution der verteilten Objekte und Convergence. Wir können spekulieren, daß
man ein abstraktes Objektmodell baut, vielleicht eine Consumer-Version der
Enterprise Java Beans auf einem nano ORB (da die Enterprise-Versionen viel zu
groß und unhandlich sind), die in einer hardwareunabhängigen
Ausführungsumgebung laufen. Wenn es richtig gemacht wird, ist all das eine
gute Idee. Wird es jedoch eine Revolution? Nun, wir wissen, daß MS seine
eigenen Produkte so schnell wie möglich auf DCOM umstellt (deren Distributed
Common Object Model Architektur), mit Gerüchten, daß es das zugrundeliegende
OS über eine dünne Zwischenschicht anspricht, was ein Laufen auf
POSIX-Betriebssystemen ebenso erlauben würde wie auf der Win32 API. Wir wissen
von der HAVi-Architektur für verteilte Objekte in der Consumer-Elektronik, wir
wissen von Teilen von Carl Sassenrath's REBOL-Projekt, und wir wissen von
Apples kommenden NextObjects und Sprockets. Wenn AmigaObjects eine Revolution
beginnen wollen, müssen sie das in der bereits überfüllten Welt der
Verteilte-Objekte-Architekturen tun. Wie ich jedoch schon gesagt habe, bevor
wir nicht mehr wissen, gibt es wenig sonst, worüber wir nachdenken können.

Auf der Hardware-Seite finden wir uns endlich in der PC-Tretmühle wieder. Nie
wieder sich für Jahre auf einen Chipsatz verlassen, sondern willkommen in der
Welt der ständigen Upgrades. Keine schlechte Sache, aber etwas, das wir bisher
nicht kannten. ATI wurde als Grafik-Partner gewählt. Einer der großen vier,
zusammen mit NVidia, 3DFx, und Matrox, und üblicherweise mit dem schlechtesten
Ruf. Das muß nicht für die Zukunft zutreffen, aber ATI ist berüchtigt für
Verspätungen, übertriebene Specs und für die kürzeste Zeit an der Spitze. Ein
weiterer Punkt ist, daß Apple ein strategischer Partner von ATI ist; der iMac
wird von den neuesten ATI-Grafikchips betrieben. Trotzdem, mit AGP-Slots und
einer Objekt/API-Schicht ist das kein besonderes Problem. Das Wort Revolution
kann hier jedoch nicht gefunden werden, sofern es nicht ATI beisteuert.

Der fabulöse MMC ist ein anderes Ding. Bevor wir nicht mehr Details wissen,
können wir auch hier nicht spekulieren. (In meiner kommenden Sheepdog-Kolumne
für Amazing Amiga werde ich etwas mehr Informationen über die Vorgänge bei
Transmeta "von der Quelle" präsentieren, und dazu eine Übersicht über VLIW -
interessanter Stoff, selbst wenn die Wahl nicht auf Transmeta fällt.) Eine
blitzschnelle CPU ist etwas, was alle Classic-Amiga-User wollen, aber sie
wissen auch, daß eine schnelle CPU mit einem Blindgänger-OS eine
Blindgänger-Plattform ist. Gerüchte weisen auf Transmeta und MIPS. Transmeta
beschäftigt sich angeblich mit VLIW, wofür es eine gleich große Anzahl von
Befürwortern und Gegnern gibt. Ein Chip, der Befehlssätze "on the fly"
wechseln kann. Fragen, die sich stellen, sind: Wie schnell ist er im Vergleich
mit einem Chip, der den Befehlssatz native fährt; wer sonst wird diesen Chip
verkaufen; was sonst wird auf diesem Chip laufen; und wird er wirklich einen
Hardware-Boost für ein Linux-basierendes OS/OE bieten, und wenn, was ist die
Wahrheit hinter der Hardwareunabhängigkeit hinter dem NGAmiga OE? Das Wort
Revolution könnte hier gefunden werden, aber es gibt viele andere Firmen,
Equator, Phillips, Sun, NEC, und die Sony/Toshiba-Allianz, die alle im
gleichen Gebiet arbeiten. Wir werden abwarten müssen.

Der DC und die ATX-Motherboards sind eine gute Idee. Ein einzelnes,
integriertes und nicht wirklich aufrüstbares Produkt, daß einen Grundlevel
annehmbarer Leistung für einen guten Preis im Low/Medium End bringt, und ein
hervorragend aufrüstbares ATX-Motherboard für die High-End/Freaks, um je nach
Gusto angepaßt zu werden. Sega hat bereits gezeigt, was mit
Motherboard-Integration erreicht werden kann, indem sie einen USD 2000
High-End PC in eine Spielkonsole packten und ihn für USD 199 verkauften.
(Nebenbei, die Vorverkäufe des Dreamcast zum 2. August belaufen sich auf
200.000 in den USA, Sega hat ein inoffizielles Ziel von 300.000 bei
Veröffentlichung (9. September), und mit den jetzt auftauchenden Demokonsolen
muß man den Qualitätssprung gesehen haben, um ihn zu glauben.) Es ist leicht
möglich, daß zum Beginn des nächsten Jahres 700.000 bis eine Million Konsolen
in den USA verkauft werden.

Es ist weise von Amiga, diesem Pfad zu folgen. Ist es eine Revolution? Nicht
wirklich. Die gebotenen Funktionen, Multiport USB, Firewire, eingebautes
Netzwerk sind kurz davor, auf den meisten PCs und Apples Standard zu werden;
und die Spielkonsolen der nächsten Generation werden ähnliche Spezifikationen
bieten. Es ist etwas, das von einem Produkt verlangt wird, das den Markt der
nächsten Generation betreten will, aber es ist keine Revolution.

Also haben wir technisch Keinen_PC (TM), ein Produkt, das sich hoffentlich
ohne Mühe gegen die Bestie PC behaupten kann. Allerdings ist Technologie, wie
wir alle aus bitterer Erfahrung wissen, nicht genug, um den Krieg zu gewinnen.
Die größeren, und vieleicht die entscheidenden Kämpfe für Amiga Inc. liegen
darin, Kunden, Softwareentwickler, Consumer-Electronic-Firmen, Hardwarefirmen
und die Presse davon zu überzeugen, daß diese Plattform konkurenzfähig ist,
sich selbst erhalten und Fortschritte machen kann. Eine Plattform braucht
Freaks, die sie unterstützen, aber noch wichtiger sind ihre normalen Meiers
und Schmitz, wenn sie in den Massenmarkt einbrechen und ein fruchtbares
Universum erschaffen soll, das kommerzielle Investitionen und Entwicklungen
anziehen soll. Der Verkauf des NG Amiga mag weit wichtiger sein als das Design
und der Aufbau. Linux gibt ihnen eine Vorsprung bei den Freaks, aber es gibt
viele andere Firmen, die hinter diesen her sind, und die Meiers und Schmitz
kümmern sich nicht darum, was unter der Haube ist, solange es läuft. Seltsam
genug, wie ich in meinem letzten Artikel erläuterte, könnte gerade dies der
Platz sein, an dem die größte Revolution stattfindet, nicht das Operating
Environment als Technologie sondern im Operating Environment jedes einzelnen
Menschen, mit dem endlich das Versprechen der Digitalen
Informations-Revolution eingehalten wird.

Seltsamerweise bin ich von Namen wie Corel oder Adobe nicht beeindruckt, oder
wer auch immer Unterstützung für Amiga zusagt. Bestenfalls geben mir diese die
Produkte, die ich bereits auf einer Plattform habe. Vielleicht ein Vorteil
beim Kauf eines NG-Amiga, aber kein überzeugender Grund. Bestenfalls fügen sie
einige AmigaObjectsFunktionen hinzu; schlimmstenfalls werden sie einfach ihre
Linux-Versionen Cross-Compilen. Was ich sehen möchte, sind exklusive Produkte,
und vielleicht ist es naiv, denn Entwickler gehen da hin, wo das Geld ist. Da
Inhalt die Währung wird, die durch den Cyberspace fließt, die sturerweise
Plattform und Prozessor ignoriert, könnte die Frage sein, kümmert es überhaupt
irgendjemand im Massenmarkt? Die betäubende Stille aus dem Projekt X-Lager
legt nache, daß die Antwort lautet: ÜBERHAUPT NICHT.

Ich wäre beeindruckter zu hören, daß Amiga Inc. mit Cloanto, oder Clickboom,
oder Phase 5, oder Paul Nolan, oder A.C.T., oder World Foundry alliieren
würde. Tatsächlich machte mich ein Posting vor ein paar Wochen in csam
betrübt, in dem es hieß: "Hurra, wir spielen jetzt mit den großen Namen, wir
bekommen richtige Anwendungen." Tolle Unterstützung der Gemeinschaft, und ich
hoffe daß AInc jenen, die dem Classic beistanden, zumindest eine helfende Hand
reicht, so daß sie eine Chance haben, in der NG-Welt zu überleben und zu
gedeihen.

In Zusammenfassung des Angebots von Amiga Inc. sehe ich viel Potential, nicht
für eine revolutionäre Technologie-Plattform, sondern für eine revolutionäre
kulturelle Plattform; nicht nur darin, wie sie die digitale Revolution dem
normalen Menschen näher bringt, sondern auch darin, eine wirkliche Alternative
zum Microsoft-Angebot zu bieten. Allerdings sage ich Potential, denn MS
unternehmen einige Dinge, die ebenfalls revolutionär sein mögen (NT ist
bereits zu groß - wie kommen wir davon los - hey, laßt uns alle unsere
Anwendungen und Dienste auf DCOM aufsetzen und diesem ein POSIX-Interface
geben), und Apple sollte auch nicht ausgezählt werden, und wir sollten einen
genauen Blick auf die Sony/Toshiba-Allianz haben.

Aber was ist mit der anderen Seite, dem überraschenden Herausforderer in der
anderen Ecke. QNX hat sich dem Kampf gestellt, und hat bereits einen
Verbündeten in der Gemeinschaft, Phase5, die unterstützende Hardware
versprechen. Die Fanatiker haben bereits reagiert, über die A\Box geschimpft,
daß die Amiga-Unterstützung fallengelassen würde, und ähnliche Dinge, manche
gültig, manche nicht, aber genauso wie ich Amiga Inc. anspreche, spreche ich
auch Phase5 an - zeigt mir das Produkt.

Viele weigern sich, QNX anzusehen, manche sagen, sie seien gemeine, böse Leute
weil sie versuchen, sich in die Amiga-Gemeinschaft zu drängen. Wie ich
allerdings weiter oben schon ausgeführt habe, ist der Classic Amiga tot, die
Classic Amiga-Gemeinschaft sucht nach einer Zukunft, und das bedeutet auch
QNX, Be oder jeden anderen, der ein Produkt zu bieten hat, das die Definition
einer nächsten Computerplattform erfüllt, die jeder für sich selbst aufstellt.
Leute, die sich weigern, andere Optionen als Amiga in Erwägung zu ziehen, sind
offensichtlich mehr an Aufschriften als an Inhalten interessiert, und Rufe
nach "wir sollten ihnen einfach vertrauen" sind für Kinder und Mitläufer. Wenn
wir Zeit und Geld in eine neue Plattform investieren, muß sie mehr leisten,
als einfach einen Namen zu tragen, der uns etwas bedeutet; sie muß leisten,
und in dieser Arena ist die Saison offen.

In den letzten Monaten habe ich mich mit der QNX-Architektur sehr vertraut
gemacht, wie einige aus der Amiga-Welt. Persönlich finde ich sie sehr
beeindruckend. Ein monolithisches System wie UNIX in kleine Teile zu zerlegen,
die durch Messaging miteinander verbunden werden, ist sehr clever. Jeder, der
die Diskettendemo heruntergeladen hat, kann nicht anders als beeindruckt sein.
Es ist wirklich offensichtlich, warum dies Amiga Inc's erste Wahl war.

Im Hinblick auf die Technologie können wir von der Architektur, der Kraft,
Geschwindigkeit und Flexibilität beeindruckt sein. Der Look and Feel ist sehr
"Amiga", und wir fühlen uns automatisch wohl, was zumindest meine Definition
von Eleganz durch Einfachheit erfüllt. Allerdings liegen Welten zwischen einem
PLC ansteuernden RTOS und einem Kunden-OS. Es erfordert 2D- und
3D-Unterstützung, Spitzenklassen-Audio, ein sehr viel ausgefeilteres und
einzigartiges Interface, Multimedia-Unterstützung, intuitive Installation und
Deinstallation, eine universelle Skripting-Sprache, bevor es ein ernsthafter
Mitbewerber wird. Natürlich gab es Hinweise, daß es genau das war, was QNX für
Amiga Inc. gemacht hat, deshalb mögen wir schon bald Ankündigungen hören, die
einige oder alle diese Lücken schließen. Für mich ist QNX im Moment eine
Rennmaschine, die in einen Kleinwagen geschraubt wurde. Das Chassis, die
Steuerung, die Bequemlichkeit muß noch eingebaut werden.

Auf der Hardware-Seite laufen sie auf einigen Plattformen. Die Allianz mit
Phase5 mag eine PPC-Lösung hervorbringen, aber QNX muß, wie im Rest dieses
Szenarios auch, mehr als nur Technologie bringen, um ein überzeugendes
Argument zu liefern. Sie müssen Partner überzeugen, zusammenzuarbeitet, und
nicht nur in der Amiga-Gemeinschaft, sondern quer über den Platz. Sie können
mit ihrem OS die Grundlage legen, aber eine Hardware Reference Group ist
notwendig, eine unabhängige Gruppe von all jenen, die Hardware für die neue
Plattform bauen wollen, um alle Produktsparten abzudecken, und um die Sorte
von Unabhängigkeit zu bieten, die in der Wintel-Welt fehlt.

Schlimmer noch, sie müssen Entwickler überzeugen, daß diese Plattform Zukunft
hat, daß sie wachsen und einen Markt errichten wird, der groß genug ist, um
ökonomisch zu sein, und in den zu investieren sich lohnt. Nur einen Teil der
gegenwärtigen Amiga-Gemeinschaft zu übernehmen ist nicht genug. Mir ist klar,
daß man startegische Partner hat, darunter einige sehr große, die viel
Erfahrung mit ihren Produkten haben, und Entwickler, etwas, was Amiga Inc
selbst im Moment noch zu scheuen scheint, und dies mag ihnen Sympathien und
Anhänger bringen. Immer noch haben wir jedoch einfach zu wenige Informationen.

Ich sprach von einer dritten Wahl, der des momentanen Classic Amiga, der
weitermacht. Wir haben ein von Amiga Inc. gesponsorted OS 3.5 upgrade für
August versprochen bekommen, und der Boxer wird vielleicht endlich Tageslicht
sehen. Existierende Entwickler müssen sich immer noch ihren Lebensunterhalt
verdienen, und werden dies vielleicht noch einige Zeit auf dem Classic Amiga
tun. Trotzdem, solange nicht die Lizenz zur Entwicklung des Classic voll
gegeben ist, werden kommerzielle Entwickler fortfahren, auf neue, lukrativere
Plattformen umzusteigen, und der Classic Amiga wird letzten Endes genau das
werden -ein Klassiker. Mehr ein Hobby als eine echte Plattform, von
Enthusiasten am Leben gehalten, bis am Ende die Chips aufhören zu arbeiten.
Emulatoren mögen den Geist über den Körper hinaus leben lassen, aber ohne jede
echte Entwicklung sieht die Zukunft dieses Weges finster aus.

Um zu einer Art Fazit zu kommen, die lange Wartezeit scheint vorüber. Amiga
Inc. haben eine fesselnde Strategie angekündigt, eine Plattform zu entwickeln,
die - wenn vielleicht auch nicht revolutionär -ein passendes Vehikel für die
Nicht-Wintel-Horden zu bieten, und die vielleicht genug bekannte Lieder pfeift
um echte industrielle Unterstützung um sich zu scharen, von der Art, die
benötigt wird, um eine Plattform in nennenswerten Stückzahlen am Leben zu
halten. QNX baut mittlerweile ein neues Auto um ihre Rennmaschine herum, und
scheinen zu einer Menge Leute sowohl innerhalb als auch außerhalb der
Gemeinschaft zu reden. Das neulich angekündigte QNX Webpad sieht QNX auf
leicht einer Million oder mehr Produkte, und mag vielen beweisen, daß sie in
der Verbrauchswelt überleben können. Objekt-Modelle gibt es reichlich, und QNX
unterstützt bereits Java, hat ORBs, hat Partner, die HAVi-Systeme bauen, und
spricht mit Rebol Inc.

Zu meiner person, ich bin wieder allein, interessiert an beiden Vorstößen
genauso wie am vielversprechenden Sony/Toshiba-Monster, daß im Hintergrund
lauert. Amiga Inc. muß ganz klar sowohl an der eigenen Publizität als auch an
deren Produkten arbeiten. Sie müssen verstehen, daß die Gemeinschaft jeden
Buchstaben jeder Presseerklärung oder Kommunikees gierig verschlingt. Sagt uns
entweder die Wahrheit oder sagt gar nichts; aber keine weiteren Visionen,
keine weiteren Hinweise - von jetzt an bitte solide Fakten, und wenn Ihr uns
ein Datum sagt, rechnet damit, beim Wort genommen zu werden.

Von QNX erwarten wir mehr Details über die fehlenden Stücke in Eurem Produkt
und Eurer Strategie.

Von beiden erwarten Entwickler Informationen, Toolkits und Boxen. Eine
Plattform ohne Produkt zu starten ist wie ein Fahrad ohne Sattel - ein Schmerz
im A...

Wie ich mich entscheiden werde? Muß es eine Entscheidung geben? Wer weiß? Am
Ende ist nur eine Sache sicher. Es gibt keine neuen Produkte, und solange das
so bleibt, gehen wir nirgendwohin.

Und jetzt, wo sind diese Frucht-URLs...

© amiga-news.de 10.08.1999
Home